Breslau ist ein wunderbarer Ort um Polen kennenzulernen. Es ist nach Einwohnerzahl die viert größe Stadt des Landes (ca. 640.000) und liegt relativ nah an der deutschen Grenze (ca. 200km). Aus Berlin fahren täglich mehrere Busse zum niedrigen Preis in die niederschlesische Metropole. Die Stadt erlebt seit Jahren einen enormen Aufschwung und wird im Volksmund auch als das osteuropäische Sillicon Valley bezeichnet. Große internationale Konzerne und IT Firmen haben sich hier angesiedelt. Solltet Ihr im Osten Deutschlands leben, stammen wahrscheinlich einige Eurer Amazon Lieferungen aus den Breslauer Lagern. 

Die herrliche Architektur der Altstadt und die vielen kulturellen Angebote brachten Breslau zurecht den Titel Europäische Kulturhauptstadt im Jahre 2016. Wenn Ihr noch nie in Polen wart, schaut gerne hier zuerst vorbei. 

Rynek – Marktplatz

Der Breslauer Marktplatz ist einer meiner absoluten Lieblingsorte. Die Atmosphäre und der Charme der Stadt ist hier einzigartig. Die bunten Fassaden der historischen Mietshäuser, die vielen Restaurants und Pubs mit den herrlichen altertümlichen Kellern, die Straßenkünstler, die Gelassenheit der Menschen und einige der schönsten und ältesten Bauten des Landes machen einen Altstadttrip zu einem unvergesslichen Erlebnis. Es ist das Herz der Stadt und man fühlt sich hier einfach wohl.

Der Marktplatz ist mit einer Fläche von fast 3,8 Hektar der drittgrößte in Polen. Lediglich Krakau und die masurische Kleinstadt Olecko können Breslaus „Rynek“ in seiner Größe übertrumpfen. Der Platz wird für Vielerlei Veranstaltungen genutzt. Weihnachtsmärkte, religiöse, akademische und militärische Feste oder eine der größten Silvesterfeiern Polens finden hier statt.  

 

So sieht der Weihnachtsmarkt 2018 aus 

Alte Rathaus

Zentral gelegen im Mittelpunkt des Martkplatzes befindet sich das spätgotische „alte Rathaus“. Mit seinem 66 Meter hohen Turm und den vielen, für den Architektstil typischen Verziehrungen erfreut der Blick auf das Gebäude Einheimische und Touristen gleichermaßen. 

Im Stadtzentrum gelegen, wurde es in mehreren Etappen über einen Zeitraum von etwa 250 Jahren (vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum 16. Jahrhundert) errichtet.  Es diente als Sitz der Stadtverwaltung und der Judikative Breslaus. Die Mauern des Rathauses beherbergten die wichtigsten gesellschaftlichen Führer, Monarchen, Priester und Künstler der Region. Heute dient das Alte Rathaus als Museum in welchem historische Objekte Breslauer Handwerkskunst (darunter Silberprodukte lokaler Schmieden) ausgestellt werden. Darüber hinaus lassen sich auch die prächtigen Räumlichkeiten besichtigen. Der Große Saal gläntzt mit einem Kreuzrippengewölbe, welches mit zahlreichen Verzierungen und Reliefs geschmückt ist. Mit einer Fläche von mehr als 650 m2 gehört er zu den größten Sälen dieser Art in den gotischen Rathäusern Europas. Darüber hinaus gibt es hier noch viele schöne Sääle zu entdecken, in denen oftmals international berühmte Wanderausstellungen präsentiert werden. 

Ein weiterer Tipp:  Im Untergeschoss des Rathauses befindet sich eines der ältesten Restaurants Europas – der legendäre Świdnicka Keller. Polnische Zeitungen betiteln ihn als älteste, erhaltene Trinkstätte Europas. Die offizielle Eröffnung lässt sich auf das Jahr 1273 zurückführen. So feierten hier schon Menschen über hunderte von Jahren. Aktuell (Dez 18) jedoch ist der Keller geschlossen. Ende 2017 gab es rechtliche Probleme zwischen Eigentümer und Stadtverwaltung, weshalb nun nach einem neuen Investor gesucht wird.   

Aussichtsturm der St. Elizabeth Kirche – Altstadt 

Wenn Ihr durch die Altstadt über den Marktplatz bummelt, sollte Euch etwas abseits im Nordwesten die St. Elizabeths Kirche auffallen. Es ist eines der charakteristischsten Gebäude in der Nähe des Marktplatzes. Dieser im gotischen Stil gebaute Tempel wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut und war 1525 die erste protestantische Kirche in Schlesien. Nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1946 kehrte der das sakrale Gebäude als Garnisonskirche in die Hände der Katholiken zurück. Das Highlight hier ist neben der sehenswerten Fassade und Inneneinrichtung definitiv der über 90 Meter hohe Aussichtsturm. Für einen Preis von 5 PLN (ca. 1,25€) darf man täglich von 10-19 Uhr die etwas anspruchsvolle, enge Wendeltreppe des Turmes besteigen, um die wirklich wunderschöne Aussicht über Breslau und seine Altstadt genießen zu dürfen.

Breslaus Inseln

Begebt Ihr Euch von der Altstadt aus in Richtung Nordosten erreicht Ihr das Flussufer der Oder. In diesem Bereich ist das Flussbeet etwas breiter und es finden sich hier zahlreiche kleine Inseln. Die wohl berühmteste unter ihnen ist die Wyspa Slodowa. Es ist der Ort, welcher am Stärksten von Studenten besucht wird. Besonders in den Sommermonaten finden hier zahlreiche Veranstaltungen, wie Freiluftkino, Konzerte, kleine lokale Sportereignisse und vieles mehr, statt. Trotz öffentlichem Alkoholverbots in Polen, wird es hier erfahrungsgemäß auf der Insel nicht so streng genommen und die Sommerabende dauern hier recht lang. Dennoch rate ich strikt davon ab die Grenzen des polnischen Rechtssystems auszutesten. Zumal Ihr auch direkt auf kleinen, umgebauten Lastkähnen, welche am Ufer liegen Bier und Speisen zu sehr günstigen Preisen konsumieren könnt. 

Die anderen angrenzenden Inseln sind auf jeden Fall auch einen Spaziergang wert. Es macht einfach Laune über die alten Straßen und Brücken zu gehen und die schönen Gebäude am Wasser zu genießen.

Ostrów Tumski – ältester Stadtteil

Nicht weit vom Marktplatz und unmittelbar nordöstlich angrenzend an den Inseln befindet sich der Stadtteil Ostrów Tumski. Es handelt sich hierbei um den ältesten Teil von Wroclaw. Hier findet Ihr noch Bauten die auf die Gründung der Siedlung im 10. Jahrhundert zurückzuführen sind. Damals war das Gebiet noch eine Insel an der Mündung der Flüsse Oława und Oder. Unter kirchlicher Herrschaft entstanden hier viele monumentale Kirchen und sakrale Gebäude. Daher wird Ostrów Tumski umgangssprachlich auch als Dominsel bezeichnet. 

Heute ist es ein sehr ruhiger, entspannter Ort der besonders bei romantischen Pärrchen, Spaziergängern und natürlich auch Touristen sehr beliebt ist. Die Zeit scheint hier etwas langsamer zu fließen, weit entfernt von all dem Alltags-Stress.

Unter anderem könnt Ihr hier folgende Bauten bestaunen: Kathedrale des Heiligen Johannes der Täufer (Katedra pw. Jana Chrzciciela), Kollegiatskirche des Heiligen Kreuzes aus dem 13. Jahrhundert (Kolegiata Świętego Krzyża), St. Bartholomäus-Kirche (kościół św. Bartłomieja), Denkmal des Heiligen Johannes von Nepomuk,  Erzbischofspalast, das Erzdiözesanmuseum (seit über 100 Jahren werden hier sakrale Kunstdenkmäler gesammelt), spätromanische St. Ädigus Kirche (kościół św. Idziego) aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Ein beliebter Treffpunkt und berühmte Touristenattraktion ist die Kathedralenbrücke zwischen der Sandinsel (wyspa piaskowa) und Ostrów.  Seit einigen Jahren hängen Verliebte Vorhängeschlösser daran und symbolisieren die Beständigkeit ihrer Liebe. Die Schlüssel dazu werden in die Oder geworfen.

Jahrhunderthalle – Hala Stulecia 

Die Breslauer Jahrhunderthalle gehört zu den den Wahrzeichen der Stadt. Erbaut im Jahre 1913 nach Entwurf des Architekten Max Berg ist sie heutzutage eines der wichtigsten Veranstaltungszentren Niederschlesiens. Seit 2006 gehört die Jahrhunderhalle zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist ein monumentales Gebäude mit einer riesigen Kuppel, welches im Inneren 6000 Sitzplätze auf Tribühnen bietet und insgesamt rund 20.000 Personen beherbergen kann. Vor dem Gebäude befindet sich eine 90m hohe nadelförmige Säule. 

Breslaus Multimedia-Brunnen

Vom Frühjahr bis Ende September könnt Ihr in Breslau ein weiteres Highlight erleben. In direkter Nähe zur Jahrhunderthalle, der Jahrhunderthalle und dem Breslauer Zoo befindet sich der größte Multimedia-Brunnen Polens, der damit auch zu den größten in Europa zählt. Auf einer Fläche von fast 1 Hektar, werden mit über 800 Lichtpunkten, dreihundert Wasserstrahlen und drei Flammenwerfern mit musikalischer Begleitung atemberaubende Multimedia-Shows gezaubert. Die Shows finden täglich zu jeder vollen Stunde statt und bieten thematisch für alle Zuschauer etwas. So finden sich Wasserchoreographien von klassischer Musik bis hin zu populären Hits (z.B. Daft Punk oder Madonna), oder auch Animationen zur historischen Ereignissen in Polen und Kultur im Repertoire wieder. Informationen zum Programm findet Ihr hier: http://www.wroclawskafontanna.pl/

Zoo und Afrykarium

Angrenzend an die Jahrhunderthalle liegt der Breslauer Zoo. Mit einer Fläche von ca. 33 Hektar ist er einer der größten Zoos des Landes.  Besucher können dort mehr als 10.500 Tiere aus 1.132 Arten sehen. Der Zoo ist sehr schön und besonders am warmen Tagen empfehlenswert. 

Das eigentliche Highlight hier ist jedoch das Africarium des Zoos in Breslau. Es ist ein einzigartiges Ozeanarium, welches sich ausschließlich der afrikanischen Flora und Fauna widmet. Auf einer Fläche von fast 10,000m² könnt Ihr mehr als 10.000 Tiere bewundern. Das Africarium ist in 5 unterschiedliche Bereiche nach verschiedenen Ökosystemen unterteilt. So könnt Ihr die Natur und ihre tierischen Bewohner vom Rotem Meer über den Mosambik-Kanal, die Savannen Ostafrikas, der Küste Namibias bis hin zum Dschungel am Kongofluss bestaunen und erleben. Mehr Informationen zum Zoo und Afrykarium findet Ihr unter: http://www.zoo.wroclaw.pl/en/

Panorama Raclawicka

Die Panorama Raclawicka ist vor allem eine außergewöhnliche und spektakuläre Sehenswürdigkeit für alle Kunstliebhaber. Alle anderen dürften jedoch beim Anblick auch zumindest ein klein wenig begeistert sein. Es handelt sich um ein monumentales 114m langes und 15m hohes Gemälde im 360 Grad Stil. Das Kunstwerk erzählt die Geschichte der siegreichen Schlacht der Polen gegen die Russen in Racławice im April 1794.

Die Arbeiten an dem Gemälde wurden unter Führung vom lemberger Maler Jan Styka von einer Gruppe sehr talentierter polnische Künstler durchgeführt und dauerten rund neun Monate. Aufgrund Ihrer sehr ausgeklügelten Technik, erweckt die panoramische Perspektive, die Beleuchtung und das Bühnenbild vor der Leinwand den Eindruck eines dreidimensionalen Bildes. Da das Werk den Sieg über die Russen darstellte, wurde es Jahrzehnte lang während des Kommunismus in Polen aus politischen Gründen versteckt gelagert. 

Heute kann man das Kunstwerk (Adresse) bewundern. Ein Audioguide (in 16 Sprachen verfügbar) begleitet die Besucher auf der Reise ins Polen des 18. Jahrhundert und erläutert die Geschichte, Persönlichkeiten und Ereignisse der Schlacht.

Die Tickets müssen im Voraus unter Tickets Kaufen gebucht werden. Kostenfaktor 30 PLN (ca. 7,50€). Weitere Informationen erhaltet Ihr auf der offiziellen Website: https://mnwr.pl/en/category/branches/panorama-of-the-battle-of-raclawice/

SKY TOWER – Aussichtsplattform

Der Sky Tower in Breslau ist mit einer Höhe von 212m das dritthöchste Gebäude des Landes. Im 49. Stock des Wolkenkratzers befindet sich ein Aussichtspunkt, der Besuchern einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und ihre Umbebung bietet. Da die Plattform oben nur Platz für bis zu 50 Personen bietet und der Aufzug ca. 1 Minute braucht um Euch nach dort hin zu befördern, kann es bei Stoßzeiten zu Wartezeiten kommen. Zu der Attraktion gelangt Ihr von Seite der Straße „Ulica Gwiaździsta“ aus. Tickets (18 PLN Normal, 12 PLN Ermäßigt, Kinder bis zu 3 Jahren kostenfrei) müsst Ihr im Vorfeld an der Kasse erwerben.  

Stadion 

Das Fußballstadion „Stadion Miejski“ in Breslau wurde im September 2011 speziell für die EM 2012 fertiggestellt und gehört zur Kategorie 4, der höchsten Klassifikation des Europäischen Fußballverbandes UEFA. Neben den wöchtentlichen Fußballspielen des lokalen Clubs WKS Wroclaw, bietet eine GO-Kartbahn, sowie eine Zipline vom Dach des Stadions auch Attraktionen für Adrenalinjunkies. Darüber hinaus wird das Stadtion in der Sommer-Fußballpause für zahlreiche Konzerte genutzt. Häufig treten internationale Musikstars auf. 

Ein ganz heißer Tipp: Ein Mal Jährlich findet im Zeitraum Mai/Juni auf dem Gelände des Stadions das Festival des guten Bieres statt. Es ist das größte Bierfestival in Europa, welches ausschließlich Bier kleinerer, traditioneller Brauereien bewirbt. Große, kommerzielle Biermarken werdet Ihr hier nicht finden. Vermissen werdet Ihr sie auf keinen Fall. Das Angebot ist riesig und mittlerweile auch international. Darüber hinaus wächst Festival von Jahr zur Jahr. Und wem das nicht reicht, den überzeugt womöglich das große Angebot an Streetfood. So könnt Ihr hier typisch polnische lokale Spezialitäten wie Bigos genießen, welche hier direkt vor Euren Augen zubereitet werden. 


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