Was Polen über Deutsche denken?

Dieser Beitrag dient dazu Stereotypen über Deutsche in Polen zu erläutern. Verschiedene Stereotypen gibt es wie Sand am Meer. Verschiedene Vorstellungen und Vorurteile kursieren innerhalb verschiedener sozialer Gruppen. Manche beruhen auf historischen Erfahrungen, andere hingegen basieren auf Neid oder politischer Propaganda. Daher möchte ich in diesem Beitrag mal erläutern, was Polen über Deutsche denken.

Stereotyp 1 – Die Deutschen sind diszipliniert.

„Ordung muss sein“ ist ein Sprichwort, das auch Menschen bekannt ist, die kein Deutsch sprechen. Die Ordnung und Disziplin der Deutschen ist fast zu einer Legende geworden.

Diese Stellungnahme ist weitgehend auf die entwickelte Industrie und die Exporte, insbesondere im Automobilsektor, zurückzuführen. Wenn man die starke Wirtschaftsmacht zusammen mit der ausgeprägten Achtung der Bürgerrechte betrachtet, entsteht ein populäres Bild von Deutschland, nicht nur in Polen, sondern auch in der Welt.

Stereotyp 2 – Deutsche sind langweilig.

Sind Deutsche wirklich langweilig? Davon sind zumindest viele Menschen in Polen überzeugt. Es scheint, dass in Deutschland alle insbesondere auf die Arbeit konzentriert sind und ein abenteuerliches Privatleben eher eine Seltenheit darstellt. Eine ausgewogene Balance zwischen Ordnung, Berufsleben und Familien- und Sozialleben lässt ein Bild von Langweilern in Polen entstehen. Dennoch, jeder der schon mal durch die Straßen einer deutschen Großstadt gezogen ist weiß, dass es hier auch ziemlich wild zugehen kann.  

Stereotyp 3 – Deutsche zeigen keine Gefühle.

Dieser Glaube ist weitgehend auf die beiden bisherigen Stereotypen zurückzuführen. Disziplin schließt eher Emotionalität aus, besonders in der Öffentlichkeit. Deutschen zeigen ihre Gefühle vorzugsweise in der Privatsphäre

Stereotyp 4 – Die Deutschen essen hauptsächlich Wurst und trinken Bier.

Bratwurst und erstklassiges Bier. In Polen gilt beides als Wahrzeichen Deutschlands, direkt neben der bayerischen Tracht mit Hosenträgern. Es ist schwer zu leugnen – die deutsche Küche kann ziemlich deftig sein und ein kühles Bier dazu gehört zum deutschen Kulturgut.

Stereotyp 5 – Alle Deutschen sind reich.

Die Überzeugung der Polen vom Reichtum der Deutschen hat ihre Wurzeln tief in der Geschichte der beiden Nationen. In den 80ger und 90er Jahren, als der politische Wandel in Polen begann, war Deutschland für polnische Staatsbürger das Eldorado, ein Synonym für Wohlstand. Mein Vater verdiente umgerechnet rund 30 Mark pro Monat in Polen als Waldhornist in der Breslauer Oper am Anfang der 80ger Jahre. Als er nach Deutschland floh verdiente er bei seinem ersten Job (Umzugshelfer) rund 1600 Mark im Monat. Die Gehaltsunterschiede waren gigantisch. Heutzutage verdient man in Deutschland immer noch einiges mehr, muss aber auch mit höheren Lebenskosten rechnen. Polen hat in den letzten Jahren einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung hingelegt. Es wird wohl noch einige Jahre dauern, aber der Trend zeigt, dass die Unterschiede im Vermögen sich konstant aneinander angleichen.

Stereotyp 6 – Deutsche sind geizig.

Sicherlich können die Deutschen nicht als verschwenderisch bezeichnet werden. Sie planen ihre Ausgaben akribisch, suchen nach Möglichkeiten und vergleichen Preise von verschiedenen Anbietern. Die rationelle Verwaltung der Hausfinanzen kann kaum als geizig bezeichnet werden – sie ist eher ein Vorteil als ein Nachteil. Man kann auch so weit gehen zu sagen, dass diese Eigenschaft beide Länder verbindet. Polen sind auch Schnäppchenjäger und sparen gerne Geld.

Stereotyp 7 – Deutsche Frauen sind nicht sehr hübsch.

Ich habe gehört, dass Geschmäcker nicht diskutiert werden sollten. Dennoch ist leider das Bild der „durchschnittlich aussehenden deutschen Frau“ nach wie vor in Polen präsent. Und doch kann man sehen, dass viele Frauen, die für ihre Schönheit auf der ganzen Welt berühmt sind, aus Deutschland stammen. Neben der berühmtesten Heidi Klum sind Claudia Schiffer, Lena Gercke, Eva Padberg oder Julia Stegner und viele andere zu nennen.

Stereotyp 8 – Migranten machen in Deutschland alles kaputt.

Leider handelt es sich hierbei eher um ein sehr trauriges aber doch oft genanntes Vorurteil. Die polnischen Staatsmedien lassen sich kein Beispiel entgehen, um stark dramatisierend von der „ah so schlechten“ Lage in Deutschland zu berichten. Da Polens Politik keine Migranten aus dem arabischen Raum duldet, gelten diese oftmals als schwarze Schafe für jegliche Art von Problemen.  

Reisen und kultureller Austausch

Die beste Möglichkeit sich von Stereotypen und Vorurteilen zu trennen ist immer noch die Menschen aus anderen Ländern persönlich kennenzulernen. Jede Reise erweitert den eigenen Horizont und hilft sich besser untereinander zu verstehen. Bevor Ihr negativ über etwas denkt, weil es leichter erscheint, macht Euch die Mühe mal den direkten Austausch zu suchen. Man kann so viel voneinander lernen und Spaß macht es auch! Mehr zur polnischen Kultur findet Ihr hier.


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