Der Heiligabend ist eine ganz besonderer Feiertag in Polen. Die meisten von uns werden an diesem Abend mit Ihrer Familie zusammenkommen und genüsslich speisen. In Polen gibt es jedoch noch zahlreiche Traditionen, welche weit über das Schmücken eines Weihnachtsbaumes hinausgehen. Diese Bräuche fungieren wie ein nicht festgeschriebenes Regelwerk, welches jedoch in fast jedem polnischen Haushalt angewendet wird.

Obwohl Heiligabend mit vielen religiösen Riten verbunden ist, ist das Abendessen in Polen auch mit vielen weltlichen Traditionen verbunden, die zu einem festen Bestandteil der polnischen Kultur geworden sind.

12 verschiedene Gerichte

So sollen sich mindestens zwölf Gerichte auf dem Weihnachtstisch vorfinden. Man sollte von allen etwas probieren, da dies Glück bringen soll. Die traditionellsten Speisen, welche in Polen aufgetischt werden sind: Barszcz Czerwony z Uszkami (Borschtsch mit Teigtaschen), Karpfen, Kohl mit Erbsen, Kohl mit Pilzen, Pierogi mit Kohl, Nudeln mit Mohn, Zucker und Honig, Mohnpielen oder Trockenobstkompott.

Im Osten Polens stehen auch Pasteten (Kulebiak), Kohlroladen (Gołąbki) und Kutia auf dem Tisch. In Schlesien sind darüber hinaus noch Moczka (Lebkuchen in Milch mit Honig gekocht) und Mohnkuchen sehr beliebt.

Nach dem polnischen Brauch sollten am Heiligabend alle Gerichte fleischfrei sein. Darüber hinaus bleibt ein Platz bleibt frei, welcher jedoch für einen unangemeldeten Gast gedeckt ist. Dies gilt als Symbol der Nächstenliebe.

So sieht es bei uns im Hause aus

Weiter gibt es eine Tradition Heu unter die Tischdecke zu legen, welche auf heidnische Zeiten zurückgeht in denen Feste zu Ehren der Ernte und Landwirtschaft gefeiert wurden.

Der erste Stern am Himmel

Nach polnischer Tradition ist der erste Stern das Signal, das Abendessen am Heiligabend zu beginnen. Ich kenne es noch so aus meiner Kindheit, dass man im Radio hört, in welchen Regionen schon der erste Stern gesichtet wurde. Da der Himmel jedoch auch bewölkt sein kann, beginnt man ungefähr gegen 16 oder 17 Uhr mit dem Festmahl.

Möchte man es ganz traditionell haben, bezieht man sich nicht unbedingt auf den ersten Stern am Himmel, sondern wartet auf das Erscheinen des Jupiters. Dieser Planet ist das hellste Objekt am Dezemberhimmel. Der Jupiter wird meistens ca. Stunde nach Sonnenuntergang über dem Südhorizont erkennbar.

Sind nun alle Vorbereitungen getroffen worden und ist der erste Stern am Abendhimmelsichtbar, kommt die Familie im großen Kreise zusammen (oftmals auch mit vielen Verwandten). Durchschnittlich nehmen bei uns zwischen 15 – 20 Personen am gemeinsamen Abendessen teil. Die älteste Person beginnt mit einem Gebet und gedenkt dem Festtag und bittet um eine Segnung der Speisen. Manchmal wird auch ein Teil des Lukasevangelium über die Geburt Jesu vorgelesen. Diesen Teil haben bei uns meistens die Kinder übernommen. 

Das Teilen der Oblate

Danach folgt eine weitere rein polnische Tradition. Jede Person erhält ein größeres Stück einer Oblate. Alle Gäste brechen nun ein kleines Stückchen der Waffel des jeweils anderen ab und wünschen sich für die Weihnachtszeit im kurzen persönlichen Gespräch alles Gute. Nirgendwo außerhalb Polens und einiger Regionen Litauens ist es üblich, die Oblate so zu teilen.

Nachdem dies geschehen ist, kann das Festmahl beginnen. Erst nachdem alle aufgegessen haben,werden die Geschenke verteilt und ausgepackt. 

Polnische Weihnachtslieder – Kolędy  

Über die gesamte Weihnachtszeit werden in Polen die 
Kolędy  (polnische, weihnachtliche Volkslieder) gesungen. 

Die berühmtesten sind „Wśród nocnej ciszy“ (Inmitten der stillen Nacht), „Cicha noc, święta noc“ (Stille Nacht), „Bóg się rodzi“ (Gott wird geboren),“Lulajże Jezuniu“ (Schlafe Jesuskind), „Przybieżeli do Betlejem pasterze“ (Hirten kamen nach Bethlehem) oder „Oj maluśki, maluśki“ (Oh Kleinkind), „Dzisiaj w Bethlejem“ (Heute in Bethlehem), „Anioł pasterzom mówił“ (Engel sprach zu den Hirten) und „Jesus Malusieńki“ (Kleinkind Jesus).


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